Publikation: Schwäbische.de
Datum: 18.01.2012
Familienberater Jan-Uwe Rogge muntert bei Rupprecht Eltern pubertierender Kinder auf
Er ist ein großartiger Alleinunterhalter mit ausgeprägten kabarettistischen und schauspielerischen Fähigkeiten, dieser Jan-Uwe Rogge, promovierter Verhaltenswissenschaftler und einer der bekanntesten deutschen Experten in Sachen Erziehung. Seine Bücher sind Bestseller, seine Vorträge heiß begehrt, und wer Rogge am Dienstagabend in der ausgebuchten Buchhandlung Rupprecht zum Thema „Pubertät – Loslassen und Haltgeben“ lauschte, weiß spätestens jetzt, warum. Der bei Hamburg lebende Familien- und Kommunikationsberater gab keine drögen Besserwisser-Tipps für verzweifelte Mütter und gestresste Väter. Er gewann seine Zuhörer („Eltern pubertierender Kinder sehen so aus wie Sie“) im Sturm für sich mit lebensnahen Statements wie „Dein Kind lächelt dich an, du lächelst zurück, und du denkst, es bleibt so bis zur Verlobung“. Es bleibt natürlich nicht so.
„Forever Young“ geht nicht
Mit elf sind sie noch nett, plötzlich sind sie dreizehn und mutieren über Nacht zu muffelnden „Testosteronbombern“ und rebellischen „Östrogenzicken“. Rogge bemühte den Vergleich mit jungen Hummern, die sich in stickige Höhlen zurückziehen, vor denen genervte Mütter auf- und abpatrouillieren und vergebens um Gelassenheit ringen, „obwohl sie Yoga gemacht haben“. Charmant und verschmitzt lächelnd verpackte er bittere Pillen in launige Sprüche wie: „Versuchen Sie nicht, forever young zu sein“. Denn Pubertierende wollen Eltern mit dem Mut zum Älterwerden, die nicht Freunde ihrer Kinder sein wollen – „funktioniert nicht!“ –, die Grenzen setzen. „Freiheit an sich macht Angst. Der Hafen ist wichtig, und das sind die Eltern“ – die aus Liebe und Verantwortung auch mal Nein sagen sollten. Rogge ging in liebevoller Strenge mit den Müttern um, die stets nur das Beste wollen („ätzend!“ aus Sicht halbwüchsiger Kinder), bescheinigte Vätern eine „gewisse Gelassenheit“ und listete verpönte Vatertypen wie den Kumpel-, den Wischi-Waschi-Typ und den General auf, der sich erst last minute mit den Vokabeln „Lernen, Schule, Hausaufgaben“ in die Erziehung einklinkt. „Es gibt ein Leben jenseits der Schule“, rief er seinem inzwischen sehr vergnügten Publikum fröhlich zu. Zwischen Freiraum und Konsequenz brauchen Eltern Haltung, Dankbarkeit und Demut: „Die erdet“. Wichtig sei, „den Gedanken von Machbarkeit“ loszulassen: „Drehen Sie auch mal durch. Es gibt Licht am Ende des Tunnels, aber manchmal ist das auch der entgegenkommende Zug“. Viel Spaß beim Erziehen. Rupprecht setzte mit Jan-Uwe Rogge erneut Maßstäbe für informative und unterhaltsame Abende mit bekannten Autoren