In den Beratungen erzählen Eltern häufig, was ihr Kind schon alles könne: „Mein Jakob kann schon lesen!“ oder „Meine Frederike kann schon rechnen.“ Alles scheint es ganz klar, dass sie reif für die Schule sind. Aber Schulreife richtet sich nicht nur nach der kognitiv-intellektuellen Reife des Kindes. Hier fallen nicht allein die geistigen Leistungen ins Gewicht. Schulreife ist vielmehr ein Zusammenspiel körperlicher, emotionaler, sozialer und eben auch sprachlich-kognitiver Faktoren.
Übersieht man den körperlichen Entwicklungsstand eines Kindes, erkennt man nicht die Bedeutung gefühlsmäßiger und sozialer Reife, reduziert man Schulreife unzulässigerweise auf das Wissen.
Die Schule bedeutet für Kinder eine Herausforderung. Manche können im ersten Schuljahr manche Frustration dank ihrer intellektuellen Stärke kompensieren, aber wenn sich um das neunte, zehnte Lebensjahr die körperlichen Veränderungen zeigen, die auf eine beginnende Pubertät hindeuten, kommt es bei vielen Kindern zu Krisen, die sich schnell auf die kognitiven Leistungen, die intellektuelle Leistungsbereitschaft negativ auswirken. Mit Krisen, Rückschlägen, Frustrationen umgehen zu können – diese Kompetenzen deuten stärker auf das Erreichen der Schulreife hin als die Fähigkeit, bereits lesen und schreiben zu können.
Hier sind einige Faktoren aufgezählt, an denen sich Schulreife auch ablesen lässt:
- Die Fähigkeit des Kindes, selbständig zu entscheiden und zu handeln.
- Die Fähigkeit, mit Kritik, Frustration umzugehen und eigene Bedürfnisse aufzuschieben.
- Die Fähigkeit, auf andere Rücksicht zu nehmen und sich andere Standpunkte anzuhören, sie zu akzeptieren.
- Die Fähigkeit, miteinander zu spielen, Spielregeln zu erkennen und einzuhalten.
- Die Fähigkeit, mit anderen sozialen Kontakt aufzunehmen und nicht nach dem Motto zu handeln: Schlage zurück, wenn du geschlagen wirst!
- Die Fähigkeit, sich sprachlich angemessen auszudrücken und auf andere Argumente einzugehen.