Wer kennt nicht dieses wunderbare Hesse-Zitat: „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“ Nachsichtiges, zustimmendes Nicken ist bei diesem Satz garantiert. Aber für viele Kinder ist der Anfang mit großen, soll heißen, gemischten Gefühlen verbunden. Und diese erleben manche Kinder und damit auch deren Mütter und Väter im Augenblick. Das Ferienende, der Spätsommer, ist mit Übergängen verbunden: Das eine Kind kommt in den Kindergarten, ein anderes hat diesen hinter sich, und die noch bekannte Grundschule steht vor der Tür. Und ein drittes hat diese verlassen, und eine weiterführende Schule ist angesagt.
Übergänge haben mit Abschieden zu tun. Und Abschiede tun weh, sie schmerzen. Man verlässt sicheres, vertrautes Terrain, man wusste, woran man war. Da war der vertraute Gang zum Kindergarten, zur Schule, da waren die Freunde und Freundinnen um einen herum, da kannte man die liebevollen Macken der Erzieher*innen oder des Lehrpersonals. Alles war gewohnt, gab Sicherheit. Kinder verlassen vertrautes Terrain, und plötzlich ist nichts mehr, wie es war.
Abschied vom Vertrauten – was Kindern Sicherheit gibt
In der Tagesstätte gehörte man zu den „Großen“, die den Ton angaben, die wussten, „wie der Hase läuft“. Und nun fängt alles wieder von vorne an. In der Schule ist man nun wieder bei den „Kleinen“, muss sich hinten anstellen. Alles kommt anders daher – und das macht unsicher, ängstlich, ja, auch wütend und zornig. Da hört man mit einem Mal, man sei doch jetzt schon „groß“. Doch manches Kind will gar nicht groß sein. Man ist zwar jetzt schon sechseinhalb! Aber was heißt das schon?! Man will lieber draußen spielen, toben, „rumdaddeln“ und nicht Hausaufgaben machen, still sitzen, schreiben und lesen lernen. Seine Eltern, so erzählte mir der siebenjährige Jonas im letzten Jahr, hätten sich völlig verändert. „Als ich in die Schule kam, waren ihre liebsten Sätze: ‘Wie war es in der Schule?’ und ‘Was habt ihr für Aufgaben auf?’“
Übergänge machen unsicher, vertraute Wege – und das ist auch ganz wörtlich zu nehmen – verändern sich. Kinder sind herausgefordert, sie trauen sich mehr, oder aus der Sicht der Eltern: „Sie werden frecher!“ „Seit mein Kind im Kindergarten ist,“ so ein häufiger Satz von Müttern und Vätern, „sagt es nicht mehr ‘liebe Mama’, sondern ‘doofe Mama’!“ Und tatsächlich: Wenn Kinder sich auf den Weg machen, dann lernen sie viel, sie nehmen Kontakt zu Freunden und Freundinnen auf, die sie mit ihren Eltern nie kennengelernt hätten. Sie erfahren: Es gibt eine Welt jenseits des heimatlichen Gefildes, ein krasses, cooles, geheimnisvolles Land, das Lust auf mehr macht.
Große Gefühle bei Kindern – und wie Eltern damit umgehen können
A-gredere, dieses lateinische Wort meint nichts anderes als „sich auf den Weg machen“, etwas „Neues“ anpacken. Aber nicht jedes Kind ist davon begeistert, will leichten Herzens sich auf unbekanntes Gebiet einlassen. Es geht einen Schritt zurück, es re-grediert. Manches Kind braucht lange, ehe es die ersten Schritte in den Kindergarten setzt. „Nicht ohne meine Mutter“ scheint die Devise. Und ein anderes, das in die Schule kommt und ständig hört, es sei jetzt „groß“, erschrickt ob des Wortes und will wieder klein sein, zieht sich in sein Schneckenhaus zurück, dorthin, wo es einst Halt und Geborgenheit gespürt und erfahren hat: in den Armen der Mutter.
Doch nicht allein das Kind ist gefordert, auch die Eltern sind es gleichermaßen. Sie sind verunsichert über die Handlungen, die Gefühlsausbrüche, den Rückzug ihrer Kinder. Sie verstehen nicht, warum ihr fast dreijähriger Leon nicht in den Kindergarten will. In der Krabbelgruppe war er gern gegangen, aber zu den „Großen“ wolle er nur, wenn sie dabei wären. Auf vernünftige Argumente verschränke er nur die Arme und sage mit gepresster Stimme: „Geh nicht!“ Sein ganzer Körper drücke ein einziges „Nein!“ aus.
Unsere sechsjährige Dorothea, so erinnern sich ihre Eltern, habe sich sehr auf die Schule gefreut, „Aber ein halbes Jahr vor dem Eintritt, da war Schluss mit lustig.“ Sie war wie ein kleines Kind, wollte nur mit Puppen spielen, kam wieder zu uns ins Bett, manchmal zog sie sogar ein! Sie seien völlig verzweifelt gewesen und hätten sich Hilfe geholt.
Fazit: Übergänge als Chance für emotionales Wachstum verstehen
Der zehnjährige Pascal, ein hervorragender Schüler, wollte von einem Tag auf den anderen nicht mehr aufs Gymnasium gehen. Wenn man nur das Wort in den Mund nahm, flippte er aus, beschimpfte uns mit den übelsten Worten. Und eine Stunde später kam er angekrochen, entschuldigte sich. Da war er der kleine Pascal, man hatte den Eindruck, als wolle er die Windeln wiederhaben. Also, das war schon eine Nummer, die er da abzog. Und wie mittendrin. Da bist du völlig hilflos, weißt nicht mehr, was du machen sollst! Sie haben sich dann Unterstützung geholt: „Da konnten wir Pascal verstehen!” Und wir uns auch. Vor allem haben wir ganz praktische Tipps bekommen!
Große Gefühle sind eine Herausforderung. Man kann sie lesen lernen, um angemessen zu handeln.
Macht der Gefühle – Kraft der Emotionen
Mit Gefühlen ist das ja eine zwiespältige Angelegenheit. Und diese Erfahrungen machen alle, die in Familien leben, Eltern wie Kinder. Mit Freude und Glück, mit Lachen und positiver Zuwendung kann man gut umgehen. Man fühlt sich aufgehoben. Wenn da nur nicht die unangenehmen Gefühle wären:
Angst und Wut und Zorn, Neid und Missgunst, Verzweiflung und Verwünschung.
In unserer Zoom-Expertenstunde am 16.96. “Macht der Gefühle – Kraft der Emotionen” unterstützen wir Eltern darin, ihre Kinder in herausfordernden emotionalen Situationen zu begleiten und ihre Gefühle lesen zu lsernrn.
In eineinhalb Stunden stellen wir praktische Lösungen und Methoden vor, mit denen im Vorfeld die Anzeichen machtvoller Gefühle erkannt und darauf reagiert werden kann. Wie Eltern sich selbst oder auch ihr Kind beruhigen und warum es so wichtig ist, dass auch all die vermeintlich unangenehmen Gefühle ihren Raum bekommen und angenommen werden können.
Die Expertenstunde richtet sich an Eltern, Stiefeltern und Familienmitglieder, die sich nach Kooperation statt Konfrontation sehnen Gemeinsam erkunden wir, wie trotz starker Gefühle im Alltag ein Umfeld bedingungsloser Liebe geschaffen werden kann.